Med Sud I Eyrum Vid Spilum Endalaust

Mit ihrer sphärisch klingenden, teilweise von melancholischen Melodien geprägten Musik haben Sigur Rós beachtliche Erfolge erzielen können. Stilistisch sind sie am ehesten dem Bereich Postrock, Shoegaze oder Ambient zuzuordnen. Sie selbst bezeichnen ihren Musikstil als Slo-Mo Rock (Slow-Motion Rock). Es bedarf nur einer kurzen Online-Recherche um zu erkennen, dass die Jungs von Sigur Ros von ihren Fans geradezu prophetisch verehrt werden. Viele sind womöglich über den Trailer zum Computerspiel 'Dead Space' zum ersten Mal mit dieser Band in Kontakt gekommen, aber das nur am Rande. Das fünfte Album mit dem Titel 'Meo suo i eyrum vio spilum endalaust' ist mit Sicherheit das eingängigste Werk der Slo-Mo-Spezialisten aus Island. Wenn man die Frage, ob es sich hierbei um Post-Rock, Art-Alternative oder - böses Wort- Weltmusik handelt, einmal ausklammert, eröffnet sich dem Hörer hier die Seele der Musik. Während des Hörens dieses Albums ist es sicher fast unmöglich irgendetwas nebenbei zu machen. Ein Buch lesen? Keine Chance. Sich unterhalten? Erst recht nicht. Das Zimmer aufräumen? Nicht mal das. Man sitzt einfach da und wundert sich, weswegen man gerade lächelt (z. B. beim optimistisch treibenden 'Inne mer syuqur vitteysingur') oder evtl. plötzlich Tränen in den Augen hat (beim sich von melancholischer Kammermusik zu epischem Orchestralwerk steigernden 'Ara batur'). Die Verwendung der isländischen Sprache addiert zudem einen sehr intensiven Hauch Mystik, weil man immer glaubt, nur ganz kurz vom Verstehen einer Ursprache entfernt zu sein. Wer nach den musikalischen Trends der letzten Jahre wieder einmal erleben möchte, wie zentral Musik den Seelenzustand beeinflusst, dem seien Sigur Ros wärmstens ans Herz gelegt. Das jetzt nun auch wieder auf Vinyl vorliegende Album ist hierbei der perfekte Einstieg in eine Musikwelt, bei der fast jeder Song unwillkürlich eine Reihe von Bildern im Kopf entstehen lässt. Großes (Kopf) Kino, oder so…